Die Wüstenstadt Yazd

Mit Yazd besuchen wir eine der ältesten Städte Irans. In der historischen Altstadt, welche zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, findet man in einem Bereich von mehr als 3 km² fast ausschließlich Lehmhäuser in engen Gassen mit teils überdachten Gängen und Kuppeln sowie zahlreichen Windtürmen. Viele Gebäude wurden in den letzten Jahren renoviert und es ist richtig schön einach ziellos durch die Gassen zu laufen (teilweise auch zu irren :D). Die Stadt ist wirklich etwas besonderes und mal was ganz anderes.

Durch die Lage am Rande der Kavir Wüste wird in Yazd das Wasser als weißes Gold bezeichnet. Über sogenannte Qanate, unterirdische Wasserrinnen, wird Wasser aus dem Gebirge über viele Kilometer in die Stadt geleitet. Das Qanat System ist ein altpersisches System um Wasser aus der Ferne in die Wüste zu bringen und dort Leben zu schaffen und zu erhalten. Dies tun die Iraner schon mehr als 2500 Jahre. Neben der Wasserknappheit ist natürlich auch die Temperatur in einer Wüstenstadt extrem hoch. Auch hierfür haben die Perser vor vielen Jahrhunderten ein ausgeklügeltes Klimaanlagensystem erfunden, das für eine angenehme Belüftung der Häuser gesorgt hat – die Windtürme. Durch die verschiedenen Öffnungen fangen sie die Winde aus allen Himmelsrichtungen ein und kühlen somit die unter ihnen liegenden Räume.

Bei einem Spaziergang durch Yazd findet man neben den Lehmhäusern mit den Windtürmen immer wieder ein riesiges, schweres Holzgestell, das sogenannte Naql. Dies wird bei Trauerprozessionen geschmückt und getragen. Es soll das Leiden nachvollzogen werden. Das einzige wobei wir hier leiden ist zum Glück nur die Hitze. Auffällig sind auch immer wieder die verschiedenen Türklopfer. Es gibt doch tatsächlich unterschiedliche Türklopfer für Frauen und Männer. So hörte man schon am Klang des Klopfens, ob ein Mann oder eine Frau vor der Tür steht. Irgendwie schon verrückt.

Das typische Essen Khoresht-e Fesendjan genießen wir in einem traumhaften Innenhof, natürlich typisch auf einem Teppich. Ein Messer haben wir im Iran übrigens noch nie bekommen, man benutzt entweder Gabel und Löffel oder die Hände. Bei Khoresht-e Fesendjan handelt es sich um eine süß-saure Soße aus geriebenen Walsnusskernen und Granatapfelmark, darin waren Fleischbällchen und dazu gab es den typischen Reis. Die schwarze Soße sieht zwar nicht besonders appetitlich aus, schmeckt aber wirklich sehr lecker und mit überhaupt nichts bei uns zu verleichen.

Ein Besuch der berühmtesten Konditorei von Yazd, der Hadjj Khalife, darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Allerdings ist das bestellen, wie so vieles hier im Iran, echt kompliziert. Ich muss dazu sagen, dass ich nach dem ersten Blick in die Konditorei gleich wieder umgekehrt bin, mit den Worten „wir sind hier falsch, das ist eine Bank“. Auf den zweiten Blick haben wir dann gesehen, dass sich hinter den Tresen lauter Keksdosen stapelten und wir doch richtig waren. Jede Dose ist ausgestellt und es muss ein Bestellformular ausgefüllt werden, natürlich alles nur auf Farsi. Nachdem wir unsere Box gefunden haben, suchten wir vergeblich den Namen von dem Schild auf unserem Bestellzettel. (für uns sieht einfach alles gleich aus :D) Jetzt muss eine Idee her. Ich machte also ein Foto von unserer gewünschten Box, ging zum Schalter und nachdem sich dann schon gefühlt 10 Leute vorgedrängelt haben, habe ich es endlich geschafft, dass der Bestellzettel für uns ausgefüllt wurde. Der Bestellzettel wird weitergegeben, unsere Box gerichtet. Wer jetzt denkt wir bekommen unsere Box liegt falsch. Wir bekommen den nächsten Zettel, mit welchem wir an an den Schalter für die Barzahlung gehen müssen. Nach der Bezahlung kommt ein Stempel auf den Zettel und mit diesem gehen wir wieder zurück. Wir werden ausgerufen, obwohl wir direkt vor dem Schalter stehen, geben den quittierten Zettel ab und bekommen nach gefühlt 30 Minuten endlich unsere gemischte Box. Juhuuu. Ich bin überglücklich und Holger einfach nur genervt. Er wäre nach 2 Minuten direkt wieder rausgelaufen. Naja, so ist der Iran. Einfach kann ja jeder.

1 Kommentar

    • Herbert Barsch auf 27. Mai 2022 bei 18:06
    • Antworten

    Hallo Raffaela, hallo Holger!
    Nachträglich wünschen wir Holger noch alles Gute und viel Glück zum gestrigen Geburtstag 🎂
    Ich bin total neidisch und gespannt auf eure nächsten Bilder und Berichte.
    War in den neunzehn hundert siebzigerjahre selber oft wochenlang auf Montage im Iran. Das waren noch andere Zeiten unter dem Schah Reza und seiner Frau Soraja. Alles westlich geprägt, die Amis waren auch da.
    Habe das ganze Land bereist von Täbriz bis Mashad, von Rashd bis Kerman.
    Allerdings mit dem Flugzeug 🤷🏻‍♂️
    Freue mich über jedes Foto und Berichte, da kommen die Erinnerungen wieder hoch.
    Alles Gute, viel Spaß und eine schöne Heimreise, tschüss
    Herbert und Manuela

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