Städtemarathon und Kultstätte im Südosten der Türkei

Eigentlich wollten wir ja vor Zypern noch in den Südosten der Türkei, doch bei Tagestemperaturen von über 40 Grad war klar, das ist viel zu heiß. Und die Entscheidung war super. Bei angenehmen Temperaturen unter 30 Grad geht’s also los Richtung Osten und Grenzgebiet zu Syrien.

Nachdem wir in Adana im Ikea vergeblich nach einer neuen Matratze gesucht haben – wir waren in maximal 5 Minuten durch den kompletten Ikea durchgelaufen 😂 – geht’s zur kulinarischen Hochburg Gaziantep. Baklava und Kebab gibt es hier an jeder Ecke und in den unterschiedlichsten Variationen. Auch Pistazien sind allgegenwärtig. Was uns zu Beginn sehr verwirrt, ist, dass das türkische Wort Fistik sowohl Pistazie, als auch Erdnuss bedeutet. Wenn man einen grünen Aufstrich mit Hilfe von Google übersetzt und erfährt, dass es Erdnussbutter ist, zweifelt man schon etwas 🤔

Von Gaziantep geht’s weiter zum Nemrut Dagi. Durch riesige Pistazienplantagen, entlang von Baumwoll- und Paprika Feldern und dem Euphrat. Die Flüsse Euphrat und Tigris sind wahrscheinlich allen, zumindest aus dem Religionsunterricht, bekannt. Wir haben uns überlegt, ob wohl Noah auch von hier irgendwo startete. Falls ja, ist er ja nicht so besonders weit mit seiner Arche gekommen, der Ararat liegt etwa 700km östlich von hier.

Die beiden Flüsse wurden hier an mehreren Stellen zur Energiegewinnung und Bewässerung der Felder aufgestaut, nicht zur Freude aller. So wurden teilweise alte Dörfer einfach überflutet und eine neue Planstadt ohne jeglichen Charme gebaut, was zum Unmut der Türken führt. Des Weiteren kam es durch die mögliche Kontrolle der Wasserführung von Seiten der Türkei wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak. Nach der Errichtung eines großen Stausees in Syrien verschärfte sich das Problem der Wasserversorgung für den Irak weiter. So verlagert sich das Problem immer weiter und die Auswirkungen auf Mensch und Natur kann sich jeder selbst ausdenken.

Für uns geht es jedoch weiter in die Berge und wir tuckern mit Fred über eine gepflasterte Straße auf 2000m hoch, von wo es dann am nächsten Morgen die letzten 600m zu Fuß zu der bekannten Grabstätte Nemrut Dagi hoch geht. Um halb sechs machen wir uns zusammen mit hunderten von anderen Touris im Gänsemarsch auf. Oh wie ich das liebe – NICHT. Allerdings ist die Stimmung und das Licht, als wir dann oben ankommen und langsam die ersten Sonnenstrahlen hervorkommen wirklich besonders. Die riesigen Steinskulpturen leuchten rötlich und verändern die Farbe mit steigender Sonne. Etwa eine halbe Stunde nach dem Sonnenaufgang sind wir fast alleine hier oben, die Busse sind wieder weg und wir genießen noch etwas die Ruhe, bis auch wir uns wieder an den Abstieg machen und erstmal frühstücken.

Von Nemrut Dagi geht nun der Städtemarathon weiter, wir fahren nach Sanliurfa. Hier wollen wir den bekannten Urfa Biber kaufen, ein fast schwarzer, türkischer Chili-Pfeffer. Während dem Einkauf darf ich selbst Biber mörsern und Holger musizieren. Anschließend gelangen wir per Zufall auf den Handwerker Bazaar. Hier wird noch vor Ort geschmiedet, Kupfer bearbeitet und Holz verarbeitet (drechseln, hobeln…). Für uns sehr interessant und in Anbetracht der Preise verirren sich hier nicht viele Touristen hin. Einen Lahmacun gibt’s für 5TL, was etwa 27 Cent entspricht. Keine Ahnung wie das funktionieren kann.

Auf dem Stellplatz führen wir zu diesem Thema auch ein sehr interessantes Gespräch mit einem Türken, was uns nochmals nachdenklicher macht. Wir haben es von den Dieselpreisen in Deutschland, die sehr teuer sind (über 2€). Jedoch kostet der Diesel aktuell in der Türkei auch umgerechnet 1,50€. Wenn man das nun mit den ungefähren Mindesteinkommen vergleicht, Türkei – 200€, Deutschland – 1500€, dann würde dies für Deutschland einem Preis von 11,25€ entsprechen. So ist es auch verständlich, dass wir, je weiter wir in den Osten kommen und je ärmer die Leute werden, immer mehr Mopeds, teilweise mit Frau und Baby hinten drauf, Busse, Tramper und Pferde- und Eselfuhrwerke sehen.

Weiter gehts nach Mardin, etwa 20km von der syrischen Grenze. Die Altstadt mit ihrem Gewirr aus kleinen Gassen ist an einem Hügel gelegen mit Aussicht Richtung Syrien. Man merkt hier deutlich den orientalischen Einfluss, überall gibt es bunte Tücher und Hosen zu kaufen und uns wird im Restaurant seit Ewigkeiten mal wieder Alkohol angeboten. An jeder Ecke gibt es die typischen blauen Mandeln, Seifen und wenn man an den Bäckereien vorbei läuft duftet es herrlich nach Zimt. Allerdings ist Mardin auch wesentlich touristischer als die anderen beiden Städte, es hat jedoch auch architektonisch echt viel zu bieten. Neben Moscheen gibt es sogar Kirchen, was an der gemischten Bevölkerung liegt. Mardin besteht aus Türken, Kurden, Arabern und der größten aramäischen Minderheit des Landes.

Auch wenn wir alle drei Städte wunderbar und vor allem lecker fanden, so sind wir nun doch auch wieder froh den Städtemarathon zu beenden und wieder die Ruhe in der Natur zu genießen.

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