Willkommen im Iran – Eintauchen in eine komplett andere Welt

Wusstet ihr, ….. 

… dass im Iran das Wochenende am Donnerstag und Freitag ist?
… dass der Iran 2,5 Stunden Zeitverschiebung hat?
… dass im Iran aktuell das Jahr 1401 ist?
… dass hier alle Frauen, auch Touristinnen, ein Kopftuch und lange weite Kleidung tragen müssen?
… dass es im Iran (offiziell) keinen Alkohol und kein Schweinefleisch gibt?
… dass im Iran unsere Kreditkarten nicht funktionieren?
… dass der Iran flächenmäßig 4,6 mal so groß ist wie Deutschland jedoch gleich viele Einwohner hat?
… dass im Iran Farsi gesprochen und geschrieben wird, wobei auch andere Zahlen verwendet werden und von rechts nach links gelesen wird?
… dass sich im Iran auch die Touristen an Ramadan halten müssen und in der Öffentlichkeit tagsüber nichts essen und trinken sollten? 
… dass im Iran der Liter Diesel bei 1 Cent für Iraner und zwischen 1- 6 Cent für Touristen liegt?

Das sind nur einige Dinge, die den Iran als Reiseland so  speziell machen. 

Dieses besondere Land war von Anfang an unser großes Ziel und entsprechend war unsere Freude, als die Grenzen wieder offen waren. Die ganzen bürokratischen Hürden, der zeitliche und auch finanzielle Aufwand und auch die Informationen, vor allem auch bezüglich dem Frauenrecht, haben uns jedoch ein paar Mal an unserer Entscheidung zweifeln lassen. 

Vorab mussten wir Folgendes besorgen:

  1. Step – E-Visa

Zwei Mal haben wir das E-Visa selbst beantragt und dadurch mehrere Wochen Zeit benötigt, dann die falsche Agentur verwendet und erst beim vierten Anlauf haben wir dann über die richtige Agentur ganz schnell, unkompliziert und problemlos das E-Visa bekommen. 

  1. Step – Carnet de Passage 

Das Carnet de Passage sind die Zollpapiere für Fred ohne die wir nicht in den Iran reisen können. Über den ADAC beantragt haben wir uns das Carnet zur DHL Packstation in Göreme schicken lassen. Diese DHL Station wurde jedoch geschlossen und wir mussten in einen anderen Ort. Dort haben wir mit Hilfe netter Türken, nach vielen Tees, Anrufen, einer Besichtigung der Keramik Manufaktur und einer Buchung einer Türkischen Nacht nach gut 2 Stunden endlich das ersehnte Papier in den Händen gehalten. (Jeder der weiß, wie viel das Carnet wert ist, kann unsere Erleichterung bestimmt nachvollziehen) 

  1. Step – Visa 

Das richtige Visa mussten wir dann auf dem iranischen Konsulat abholen. Das ging erstaunlich schnell und einfach. 

Zusätzlich zu dem ganzen Papierkram gehen wir noch lange, weite Kleidung shoppen. Außerdem benötigen wir genügend Bargeld, da die Kreditkarten ja eben nicht funktionieren.

Ein letzter Check: Fred ist gewaschen, wir haben lange Kleidung und ich ein Kopftuch an, alle Papiere sind Griffbereit, wir haben keinen Alkohol und kein Schweinefleisch, müsste also alles passen. Los geht’s zur Grenze. 

Nach 2h 15min, einem zusätzlichen PCR Test und jede Menge verbrauchter Nerven sind wir tatsächlich im Iran und wir fühlen uns erstmal ein bisschen verloren. Es ist sehr viel Verkehr und alle Schilder sind nur auf Farsi, so dass wir überhaupt nichts verstehen. Irgendwie schaffen wir es dann doch zur richtigen Polizeistelle, denn Fred braucht Iranische Nummernschilder. Als wir um halb zwei dort ankommen, werden wir jedoch freundlich informiert, dass die Polizeistation seit 13 Uhr geschlossen ist und wir Morgen früh um 8 Uhr wieder kommen sollen. Das darf doch alles wirklich nicht wahr sein. In diesem Moment würden wir am liebsten wieder umdrehen und zurück in die Türkei fahren. Aber nein, nun sind wir hier und die ersten Tage in einem neuen Land sind immer stressig, da müssen wir jetzt durch. Etwa drei Stunden später sind wir stolze Multimillionäre, denn wir haben es geschafft Euro in Rial zu wechseln und wir sind einfach nur froh, als wir am Abend total müde ins Bett fallen. 

Beim Nummerschild besorgen fühlen wir uns in der Zeit in die 60er Jahre zurückversetzt und es dauert wieder zwei Stunden, aber alles funktioniert problemlos und die Polizisten sind sehr nett. Dann endlich können wir los fahren und anfangen die Zeit zu genießen.

Die ersten Tage im Iran sind die reinste Achterbahn der Gefühle, Eindrücke und Erlebnisse. Wir sind ja beide auch schon ein wenig rumgekommen und haben einige fremde Länder besucht, aber der Iran ist hier doch eine ganz andere Hausnummer. Ich versuche mal unsere Gedanken und Gefühle zu beschreiben, dass ihr euch  etwas vorstellen könnt, wie es uns hier geht. 

Für mich die krasseste Umstellung und Einschränkung ist natürlich das Tragen des Kopftuchs und der langen weiten Kleidung. Schnell merke ich, dass die gekauften Oberteile zu kurz sind, denn hier sind die Oberteile wirklich sehr lang. Auch finde ich es angenehmer, wenn es bedeckte Farben sind, denn wir fallen mit unserer hellen Haut, den blauen Augen und den hellen Haaren eh schon immer extrem auf. Wir werden überall angestarrt und auch sehr viel angesprochen. Sind wir in keinen touristischen Regionen, werde ich als Frau meistens komplett ignoriert. Mit mir wird nicht gesprochen, ich werde gar nicht beachtet. Holger dafür umso mehr. Die Iraner scheinen Handynummern von Ausländern zu sammeln und alle wollen mit ihm sprechen und Fotos machen. Diese Gastfreundschaft ist total nett und die Iraner sind auch mega freundlich, nur wenn man das den ganzen Tag hat ist es unglaublich anstrengend. Abends raucht uns immer der Kopf von den ganzen Eindrücken und dem Trubel. 

Das Einkaufen am Anfang ist Horror, da wir überhaupt kein Gefühl für das Geld haben. 1 Million Rial sind umgerechnet 3,5€. Allerdings werden hier immer Nullen weggelassen. So kann es beispielsweise sein dass 350 = 3.500.000 Rial sind und das nächste Mal sind 40.000 = 400.000 Rial. Das verunsichert uns zu Beginn so sehr, dass wir überhaut keine Lust haben etwas zu kaufen. Auch stellt sich die Frage, wie viel Geld nimmt man mit? Was braucht man? Was kostet es? Das Gefühl, wenn man keine Karte als Backup hat ist wirklich sehr komisch und beunruhigend. Was uns anfangs auch sehr irritiert hat, dass der Umrechnungskurs aus dem Internet überhaupt nicht stimmt. 
(Zum Glück entwickelt sich das Gefühl langsam und es wird von Tag zu Tag besser) 

Durch die Kleiderordnung der Frau und auch weil wir mal unsere Ruhe brauchen ziehen wir uns abends oft in Fred zurück, leider meist mit geschlossener Tür und zu gezogenen Vorhängen, so dass ich zumindest dann das Kopftuch abnehmen kann. Das ist sehr schade, da es draußen viel schöner wäre, aber manchmal ist das dann einfach alles zu viel. 

So das ist mal ein ganz kleiner Eindruck der ersten Tagen von unserem Iran Abenteuer. Ich hoffe es kommt nicht zu negativ rüber, denn das sollte es überhaupt nicht. Was wir bisher vom Land gesehen haben, und das ist nur ein minimaler Bruchteil, ist atemberaubend schön. Die Weite ist unglaublich und diese Dimensionen sind für uns fast unvorstellbar. Auch die Menschen sind mega freundlich, nur wenn man die geballte Ladung abbekommt, weil durch Corona schon länger keine Ausländer mehr da waren und es eh nie viele Ausländer gibt, ist es einfach viel. Durch das Reinlesen in die Kultur, die Religion und die Gespräche erfahren und verstehen wir immer mehr und es ist total interessant. So wurden wir zum Beispiel fast ausgelacht, als wir sagten, dass wir gelesen haben man darf das Zeichen „Daumen hoch“ nicht verwenden. Anscheinend war es mit unserem Mittelfinger vergleichbar, aber unser iranische Freund meinte, dass schon seit 20 Jahren jeder im Iran unsere Bedeutung davon kennt 🙂 

Alexander von Humboldt sagte bereits „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung von den Leuten, welche die Welt nicht angeschaut haben.“ in diesem Sinne wollen wir noch viel von dem Land, den Leuten und der Kultur anschauen. Ich bin schon sehr gespannt…. 

1 Kommentar

  1. Ein überwältigender Bericht, es klingt nach einem richtigen Abenteuer. Das ist dann schon was anderes wie in der Türkkei oder auf dem Balkan…
    Berichtet bitte weiter und stellt so tolle Bilder ein. Die Webseite ist wirklich MEGA schön. Danke, dass ihr uns ein bisschen an eurer Reise teilhaben lasst…

    Viele Grüße aus dem verregneten Deutschland

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