Zwischen den Grenzposten

in Doğubayazıt wollten wir uns eigentlich für den Iran vorbereiten, nochmals Wäsche waschen, den Ishak-Pascha-Palast anschauen, den Blick auf den Berg Ararat genießen und dann nach 1-2 Tagen über die Grenze. Wie schon oft haben wir hier wieder gelernt, Pläne sind dazu da um sie zu ändern.

Nachdem die Wäsche erledigt war, stand unser Plan noch fest und wir besuchten den Ishak-Pascha-Palast. Wir bestaunten die wunderschön behauenen, riesigen Tore und waren überrascht über die zentrale Heizungsanlage und das Abwassersystem mit fließend Wasser, welches hier schon vorhanden war.

Ab jetzt ging unser Plan nicht mehr auf, denn leider verzögerte sich die Ankunft unseres Pakets, auf das wir schon länger warteten, noch um ein paar Tage. Um die Zeit zu Überbrücken beschlossen wir nach Ani zu fahren. Uns war jedoch nicht bewusst, dass die Fahrt dorthin von so viel Militär und so traumhaften Landschaften geprägt sein wird.

Den Berg Ararat mit seinen 5137m, auf dem der Legende nach die Arche Noah nach der Sintflut gestrandet sein soll, hatten wir die letzten Tage schon immer vor Augen und Richtung Ani fuhren wir einen Teil um den gigantischen Berg herum. Wunderschön diese Aussicht und die sich änderte Landschaft erstaunte uns immer mehr. Zwischenzeitlich fühlten wir uns fast wie in den USA, überall rote Hügel und breite, kilometerlange, vollkommen leere Straßen.

Die fünf Militärkontrollen, die wir durchfahren mussten, haben uns allerdings wirklich überrascht. Von Ausweiskontrollen, über Fred Besichtigung bis durchgewunken werden, haben wir alles erlebt. Überall gleich waren jedoch die vielen, stark bewaffneten Soldaten und mindestens ein gepanzertes Fahrzeug war auch stets dabei. Was hier jedoch auch erwähnt werden muss, ist die Freundlichkeit der Soldaten, am Ende der Kontrolle gab es immer ein Lächeln. Bei unserer Recherche haben wir dann gelernt, dass die türkisch-armenische Grenze, welche sich über 311km erstreckt, seit 1993 komplett geschlossen ist. Es ist also nicht möglich über den Landweg von der Türkei nach Armenien zu kommen. Dementsprechend ist die Bewachung. So etwas sind wir uns von Europa ja überhaupt nicht mehr gewohnt und es ist auch wirklich schwer vorstellbar, dass es nicht möglich ist in das Nachbarland, welches teilweise nur knapp 1km von uns entfernt war, zu gelangen. (auf dem Landweg nur über den Iran oder Georgien) Es beschleicht einen auch ein komisches Gefühl, wenn auf der linken Seite der Straße ein türkischer Grenzposten steht, natürlich voll besetzt und schwer bewaffnet, und auf der gegenüberliegenden Seite, also rechts von uns steht der armenische Grenzturm. Jetzt lieber mal keine Fotos machen und die Kaffeepause verlagern wir auch etwas nach hinten, sicher ist sicher.

Ein Stopp bei dem Salzbergwerk in Tuzluca war zum Glück kein Problem.

Nach 185 km erreichen wir dann Ani. Ani ist die seit mehr als drei Jahrhunderten verlassene und heute in Ruinen liegende ehemalige Hauptstat Armeniens. Vor allem Kirchen sind teilweise noch fast vollständig erhalten und es ist sehr interessant das riesige Gelände zu erkunden. Von drei Seiten wird Ani von einem Fluss und dadurch auch von einer Schlucht umgeben, eine davon bildet die Grenze zu Armenien. Diese Lage war früher ein strategischer Vorteil und bietet uns heute eine traumhafte Kulisse.

Der Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt und da heute nun endlich unser Paket angekommen ist, steht dem Grenzübergang in den Iran Morgen früh hoffentlich nichts mehr im Wege.

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